Halloween – Die Nacht des Grauens (1978)
Verfasst: Samstag 1. November 2014, 10:59
Nachdem ein sechsjähriger Steppke in der Halloweennacht 1963 seine Schwester mir einem Küchenmesser getötet hat, wird er für die restlichen Jahre in einer Psychiatrie weggesperrt. 15 Jahre später - am Vorabend zu Halloween - bricht er jedoch aus, und kehrt schnurstracks in seine ehemalige Heimatstadt Haddonfield zurück...
Mit dieser knappen Exposition ist eigentlich alles gesagt, wer den Film tatsächlich noch nie gesehen hat, sollte das irgendwann nachholen, bevor ihn der Boogeyman holt.
Diesen Film in seiner Wirkung im aktuellen Zeitgeist einzuordnen ist allerdings gar nicht mehr so einfach, da er das Genre des "Slasher-Filmes" in der heutigen Wahrnehmung quasi begründet, und eine ganze Generation von Nachahmern, Sequels, und auch Parodien nachhaltig geprägt hat (ähnlich wie später z.B. MATRIX). Und dadurch wirkt dann selbst das "Original" schon etwas altbacken und angestaubt. Und zugegeben, im Kontext der aktuellen Sehgewohnheiten kommt die Dramaturgie von Carpenters Klassiker streckenweise ähnlich zäh und langsam daher, wie sein seelenloser maskierter Bösewicht. Und während heutzutage bei Gewalt, Blut, und Grausamkeit immer höhere Dosen und neue Untiefen ausgelotet werden ("Gewaltpornos"), ist die Zurückhaltung in HALLOWENN diesbezüglich schon fast niedlich. Hier galt noch das klassische Horror-Paradigma, dass das Grauen im Kopf des Zuschauers entstehen muss, durch das was man NICHT sieht. Es wird mit den Erwartungshaltungen und der Phantasie des Zuschauers gespielt. Und bei mir hat das auch prima funktioniert. 1979 (ich war frischgebackener "Erwachsener" mit Führerschein und Auto) war HALLOWEEN mein allererster FSK18-Horrorfilm überhaupt, und er hat mich mehr beeindruckt, als alles was danach kam. Das ist heute natürlich nicht mehr ganz so extrem (auch ich bin da mittlerweile etwas "abgestumpft"), aber allein wenn ich Carpenters spartanisch-monotonen Piano-Klimper-Score (Carpenter: "I was fast and I was cheap.") mal zufällig höre, dann bringt mich die Zeitmaschine noch heute mit einem wohligen Gruseln zurück nach 1979...
Ein Budget von $325.000 und 21 Drehtage hatte John Carpenter, der bis dahin nur ASSAULT - ANSCHLAG BEI NACHT in seiner filmischen Vita hatte, für die Umsetzung von Debra Hills Drehbuch mit dem Titel "The Babysitter Murders" zur Verfügung. Dazu einige Referenzen zu PSYCHO (zu denen auch "Scream-Queen" Jamie Lee Curtis als Tochter von Janet Leigh gehörte), und mit Donald Pleasence als moderne Van-Helsing-Reinkarnation den einzigen (und "teuersten" = $25.000) etablierten Darsteller. Ein sogenannter "No-Budget-Film".
Die Kritiken zum Start waren zwar ablehnend bis lausig, aber über gute Mundpropaganda entwickelte sich HALLOWEEN zu einem echten Sleeper. Am Ende hatte der Film allein in den US-Kinos ein Einspiel von über $47 Mio., womit er dann auch neue Maßstäbe bzgl. Kosten-/Gewinn-Fantasien beflügelte, die wohl noch heute gelten...
Egal ob man HALLOWEEN nun mag oder nicht, ob man sich heute noch darüber gruselt oder eher amüsiert, der Film markiert fraglos einen filmhistorischen Meilenstein. Hier wurden unkaputtbare Monster etabliert und noch heute gültige "Regeln" für weibliche Teenies aufgestellt: Kein Sex, keine Drogen, und sag nie "ich komme gleich wieder". Und trotz aller überflüssiger Sequels und noch überflüssigeren Remakes/Reboot durch Zombis, trotz unzähliger Nachahmer, die so ziemlich jeden ungenutzten Tag des Kalenders zu einem neuen Schlachtfest ausgerufen haben, bleibt HALLOWEEN das Original. Und selbst wenn düstere Dunkelelfen aus Thors dunkler Welt mich heute mit ihren nicht weniger dunklen Augen anstarren, dann assoziieren ich persönlich da erstmal die Captain-Kirk-Maske von Michael Myers...