Spoiler
Ich weiss, ich sollte die Serie eigentlich abbrechen, aber dafür habe ich jetzt auch zu viel Zeit investiert, um ihr am Ende keine IMDB-Note reindrücken zu können.
Und genau das sehe ich nicht so. Unabhängig davon, wie "realistisch" ein angebliches Szenario aufgetischt wird (und für mich sind die konstruierten Probleme zum Teil einfach nur lächerlich), lebt jegliche TV/Kino-Unterhaltung für durchschnittlich degenerierte Couch-Potatoes immer noch davon, dass man sich noch irgendwie mit bestimmten Charakteren identifizieren kann, und sich aus subjektiver moralisch/ethischer Perspektive tatsächlich eine positive Entwicklung abzeichnet. Ein Abgesang auf eine Menschheit, die ich selbst nicht mehr leiden kann, weil sich deren Protagonisten aus reiner Doofheit gegenseitig ausrotten (dazu braucht es keine äußere Bedrohung durch einen Virus oder Zombies) mag realistisch sein, hat für mich aber keinen Unterhaltungswert mehr...mercy hat geschrieben:Wir müssen Abschied nehmen von einer positiven Entwicklung, denn in dieser neuen Welt überlebt, wie im Tierreich, nur der stärkste. Jeder ist sich selbst der Nächste.
Lesen auf eigene (Spoiler-) Gefahr:Mark_G hat geschrieben:Ist es nicht so, dass die Serie sich recht nahe an den Comics bewegt?
Das ist deine Interpretation. Wie ich oben bereits erwähnt habe, ist es mmn. nicht so, wie es die Szene scheinen ließ.mercy hat geschrieben:Das Ende zeigte dann sogar ein verkehrtes Bild: Ricks Gruppe verschonte mehrfach die "Übeltäter", während Alexandria das Todesurteil vollstreckte, zugegeben aus persönlicher Natur. Und nun ist die nächste Moralkeule in Form von Morgan da, dessen Ansichten mehr als deutlich wurden und sein Blick zu Rick mehr als tausend Worte verriet. Auch das ist ein Grund für meine Vorfreude, wie es weitergeht.
Das Verhalten von Rick und Co hat definitiv nichts aus der Tierwelt. Die Zombies sind die Feinde, die Löwen, die "Bösen". Ich habe noch von keinem Gnu gehört, das anfängt Amok zu laufen und die Herde dazu bringt, sich untereinander abzuschlachten. Aber genau das ist aus Walking Dead geworden. Ein Kampf untereinander, bei dem noch nicht einmal der Versuch gemacht wird, ihn nachvollziehbar zu machen. Stattdessen gibt es plakativ böse und völlig gesichtslose Psycho-Antagonisten.Und noch einmal kurz gesagt, wie ich die Serie empfinde: Die Welt, wie wir sie kennen, ist mit ihren Werten und Normen durch das Virus untergegangen und eine anarchistische und rudimentäre Bevölkerung übrig geblieben. Wir müssen Abschied nehmen von einer positiven Entwicklung, denn in dieser neuen Welt überlebt, wie im Tierreich, nur der stärkste. Jeder ist sich selbst der Nächste.
Zumindest das gleichnamige Spiel von Telltale Games habe ich jetzt mal angetestet (Erste Season = 5 Episoden) und es gefällt mir sehr gut. Typisches Point-and-Click-Adventure, das dem Spieler nicht allzu viele (Handlungs-) Freiheiten läßt, sondern eigentlich eine spielbare, interaktive Geschichte/Film darstellt (ähnlich wie THE LAST OF US). Die Geschichte spielt im gleichen WALKING-DEAD-Universum wie auch die TV-Serie und die Comics, und es tauchen gelegentlich auch einige bekannte Figuren und Handlungsorte auf. Die "Drehbücher" sind aber wirklich spannend und rührend gemacht, und die Figurenzeichnung ist eigentlich besser und glaubhafter als in der Serie. Nicht zuletzt deshalb, weil man diverse Entscheidungen (und deren Konsequenzen) selbst in der Hand hat, so dass die Handlung in einem gewissen Rahmen der eigenen Moral und Logik folgt...mercy hat geschrieben:Kennst du eigentlich die beiden Videospiele?
kinofan43 hat geschrieben:Ich kann eure Kritik an der Figurenentwicklung so gar nicht nachvollziehen. Das sich Figuren charakterlich verändern, ist doch total normal. Es wäre doch unrealistisch, wenn Carol sich überhaupt nicht verändert hätte, bei all dem schrecklichen was sie durchmachen musste. Carol und Rick haben gelernt sich zu verteidigen, in einer grausamen Welt. Sonst wären sie nicht mehr am Leben. Ich finde die Handlungsweisen dieser Charaktere absolut verständlich und nachvollziehbar.
Mattis hat geschrieben:kinofan43 hat geschrieben:Ich kann eure Kritik an der Figurenentwicklung so gar nicht nachvollziehen. Das sich Figuren charakterlich verändern, ist doch total normal. Es wäre doch unrealistisch, wenn Carol sich überhaupt nicht verändert hätte, bei all dem schrecklichen was sie durchmachen musste. Carol und Rick haben gelernt sich zu verteidigen, in einer grausamen Welt. Sonst wären sie nicht mehr am Leben. Ich finde die Handlungsweisen dieser Charaktere absolut verständlich und nachvollziehbar.Natürlich braucht ein Charakter Veränderungen, aber die bei Carol sind sprunghaft und nicht nachvollziehbar.Spoiler
Kleiner Kinder unterdrücken und erpressen, achso, abknallen auch, ist ein Verhalten, das man sich angewöhnen muss, um die Apokalypse zu überleben?
Ihr Weg sah aus, wie der einer weiblichen Actionheldin, fiel aber der "modernen" Erzählweise zum Opfer, Dinge passieren zu lassen, die der Zuschauer nicht erwartet, leider passiert das viel zu häufig auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Yoar, sie ist nur einer jener Charaktere wo ich damit rechnen muss, dass sie plötzlich mit dem Benzinkanister neben mir steht, falls mich im Schlaf einige Schnaken im falschen Muster stechen sollten...kinofan43 hat geschrieben:...aber so richtig Böse ist sie nicht...
Also hör doch auf die Frau als Psychopathin darzustellen, sie und die anderen befinden sich nun mal in einer Extremsituation, sie müssen ständig um ihr Leben kämpfen, dann tut man auch Dinge, die man in einer Normalsituation nicht tun würde. Wenn sie eine Gefahr für sich und die anderen sieht, dann greift sie halt ein. Die Serie zeigt nun mal sehr anschaulich, zu was Menschen in der Lage sind, wenn sie extremen Situationen ausgesetzt sind. Und das liegt ja in der Welt von The Walking Dead nun mal vor.Agent K hat geschrieben:Yoar, sie ist nur einer jener Charaktere wo ich damit rechnen muss, dass sie plötzlich mit dem Benzinkanister neben mir steht, falls mich im Schlaf einige Schnaken im falschen Muster stechen sollten...kinofan43 hat geschrieben:...aber so richtig Böse ist sie nicht...
Was ist denn daran so "extrem"? Ob ich von Hunnen, Wikingern, arischen Weltherrschafts-Allüren, oder Aliens abgemetzelt werde, statt von Zombies, ist eigentlich relativ schnurz. Und ob ich von einem Untoten gebissen werde, oder dem Floh einer Ratte, der mich mit der Pest infiziert, macht im Kontext einer Pandemie (und kollabiertem Gesundheitssystem) auch keinen großen Unterschied. Gab es alles schon mal, und neben allen real existierenden Gräueltaten erscheint mir auch eine fiktive Zombie-Apokalypse nicht als Superlativ. Um die fragilen sozialen Strukturen in die Anarchie kippen zu lassen, reicht schon ein läppischer Stromausfall in einer Großstadt, von jedem durchschnittlichen Krieg bis hin zu Völkermorden ganz zu schweigen. Das ändert aber nichts daran, dass auch in diesen Zeiten sehr wohl ein ethischer Konsens bestand/überlebte, und derartiges Verhalten später eben vor einem Kriegsverbrecher-Tribunal oder in der Klapsmühle endete. Nur hier wird es plakativ als zwingende "Überlebens-Strategie" verkauft. "Extremsituation" ist keine Entschuldigung für irgendetwas, schon gar nicht für ein ideenloses Drehbuch. "Extremsituation" ist hier bestenfalls eine Behauptungsebene, eben eine "Extremsimulation" zur Unterhaltung einer gelangweilten TV-, PC-, Internet-, und iPhone-Generation, die sich in dem Luxus suhlt, nie eine Extremsituation persönlich erlebt zu haben, für die es wahrlich keine Untoten braucht...kinofan43 hat geschrieben:...sie und die anderen befinden sich nun mal in einer Extremsituation...
Sie lebt ja halt in einer unmenschlichen Welt. In einer Welt, wo Menschen andere Menschen, weil sie Hunger haben, auffressen. Das hat Carol nicht getan. Carol, Rick und die Gruppe leben halt in einer sehr gewalttätigen Welt. Ist doch klar, das sich das auf sie selbst auch auswirkt. Ich halte deren Handlungsweise für größtenteils nachvollziehbar und verständlich, natürlich immer in Bezug auf die extrem brutale Welt in der die Gruppe sich befindet. Sie leben praktisch in der Hölle. Und in der Hölle überlebt man nur, wenn man genauso brutal und gnadenlos wird, wie alle anderen.Mattis hat geschrieben:Man muss "die Frau" nicht als Psychopathin darstellen, das machen die Writer schon ganz alleine.
Alles niederzumetzeln, das nicht in den eigenen Kram passt und das alles ohne mit der WImper zu zucken, ohne Reue, ist kein nachvollziehbares menschliches Verhalten.
Yoar, ich hab ja schon im letzten Posting behauptet, dass es schon auf der real existierenden Erde genügend Epochen, Katastrophen, Diktaturen, Hungersnöte, Völkermorde, Folter, Hexenjagten, Religionskriege, Naturkatastrophen, und Epidemien gab, deren unglückliche Protagonisten wahrscheinlich dankbar mit der von dir propagierten "Hölle" als Abenteuerurlaub getauscht hätten, und sich lieber mit ein paar Zombies herumgeschlagen hätten. Diese Wahl hatten sie nicht, und sie sind dennoch "Menschen" geblieben. Jährlich sterben in der Realität ca. 10 Millionen Menschen weltweit an Hunger, ohne dass sie deshalb zum Kannibalismus "konvertieren". Selbst die Fiktion einer TV-Serie (oder die Phantasie von Drehbuchautoren) kann die Grausamkeit der Realität nicht einfangen, geschweige denn übertreffen. In welcher Realität, in welcher Zeit, an welchem Ort, in welchem Paralleluniversum hat sich deine Behauptung denn je bewahrheitet? Wo haben die Brutalen und Gnadenlosen je gewonnen/überlebt und sind rückblickend mehr als eine Randnotizen über Despoten in den Geschichtsbüchern? Wäre das tatsächlich ein "Erfolgsrezept" der Evolution, dann müsste ja wohl irgendwo ein Biotop existieren, in dem diese "Starken" ihr Überleben feiern... und diesen Zustand dann wohl stolz ihre "Hölle" nennen...kinofan43 hat geschrieben:Sie leben praktisch in der Hölle. Und in der Hölle überlebt man nur, wenn man genauso brutal und gnadenlos wird, wie alle anderen.
Wie dem auch sei, es sei dir unbenommen, das du die Serie nicht gut findest. Ich z.bsp kann mit Game of Thrones absolut gar nix anfangen. Fakt ist aber, das die Macher der Serie nicht soviel falsch gemacht haben können, denn die Serie ist auch nach der 5. Staffel immer noch ein großer Erfolg. Ich freue mich auf die 6. Staffel.Agent K hat geschrieben:Yoar, ich hab ja schon im letzten Posting behauptet, dass es schon auf der real existierenden Erde genügend Epochen, Katastrophen, Diktaturen, Hungersnöte, Völkermorde, Folter, Hexenjagten, Religionskriege, Naturkatastrophen, und Epidemien gab, deren unglückliche Protagonisten wahrscheinlich dankbar mit der von dir propagierten "Hölle" als Abenteuerurlaub getauscht hätten, und sich lieber mit ein paar Zombies herumgeschlagen hätten. Diese Wahl hatten sie nicht, und sie sind dennoch "Menschen" geblieben. Jährlich sterben in der Realität ca. 10 Millionen Menschen weltweit an Hunger, ohne dass sie deshalb zum Kannibalismus "konvertieren". Selbst die Fiktion einer TV-Serie (oder die Phantasie von Drehbuchautoren) kann die Grausamkeit der Realität nicht einfangen, geschweige denn übertreffen. In welcher Realität, in welcher Zeit, an welchem Ort, in welchem Paralleluniversum hat sich deine Behauptung denn je bewahrheitet? Wo haben die Brutalen und Gnadenlosen je gewonnen/überlebt und sind rückblickend mehr als eine Randnotizen über Despoten in den Geschichtsbüchern? Wäre das tatsächlich ein "Erfolgsrezept" der Evolution, dann müsste ja wohl irgendwo ein Biotop existieren, in dem diese "Starken" ihr Überleben feiern... und diesen Zustand dann wohl stolz ihre "Hölle" nennen...kinofan43 hat geschrieben:Sie leben praktisch in der Hölle. Und in der Hölle überlebt man nur, wenn man genauso brutal und gnadenlos wird, wie alle anderen.
Ich halte ja nun wirklich nicht viel von der Menschheit und ihrer propagierten "Intelligenz", und ich glaube, dass deren Aussterben kein großer Verlust für den Blauen Planeten bedeuten würde, aber solange mehr Menschen lieber für ihre Menschlichkeit und Gnade sterben, denn als Unmensch zu überleben, besteht zumindest Hoffnung. Und dieser Aspekt wird ja sogar auch in TWD gelegentlich beleuchtet, selbst wenn er dann noch in der gleichen Episode durch merkwürdige Kapriolen gleich wieder negiert wird...
Agent K hat geschrieben:Jaa, ich will die Serie ja auch gar niemandem vermiesen. Ich gönne der Serie den Erfolg, und deren Fans ihren Spaß daran. Nur der argumentative Ansatz über Realität/Plausibilität, dass "sowas von sowas kommt", als wäre es ein Naturgesetz, erscheint mir eben arg fragwürdig. Und üblicherweise stören mir derartige Schlampereien und Nachlässigkeiten auch gar nicht unbedingt. Eine Serie kann mich trotzdem prima unterhalten. Für mich persönlich ist es einfach ein K.O.-Kriterium, wenn ich praktisch keine der Figuren leiden kann - da ärgere ich mich dann nur noch. Das ging mir bei GoT anfangs übrigens genau so, hat sich im Laufe der zweiten Staffel dann aber gegeben. Bei TWD hab ich mich bis in die vierte Staffel geärgert (weil ich die Serie eigentlich auch mögen wollte), aber irgendwann gebe ich halt auf. Aber andere Sender haben ja auch noch schöne Serien-Töchter...
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