Die Uhr läuft ab 9/10
Kühler knackiger Thriller über eine Flugzeugentführung, die dazu dient, einen Terroristen und seine Geisel (den britischen Botschafter) auf dem Stockholmer Flughafen aufzunehmen.
Durch das beherzte Eingreifen des Piloten der Maschine, sind allerdings Reparaturen an der Maschine fällig - die zeitlich eng bemessen sind.
Der Chef des schwedischen Sicherheitsdienstes Colonel Tahlvik (Sean Connery in einer darstellerischen Punktlandung - hier ist einfach keine Zeit für Mätzchen) sieht sich einem 2-Fronten-Einsatz ausgesetzt: einerseits die Terroristen stoppen und den Botschafter befreien UND dann noch die eigenen geschäftigen Politiker, die seine taktischen Züge ebenfalls torpedieren um Opfer zu vermeiden, möglichst aus seinem Dunstkreis zu entfernen.
Der Streifen - eine britische Produktion, die unter der Regie eines norwegischen Regisseurs größtenteils "vor Ort" auf einem norwegischen Flughafen entstand - kam erst zwei Jahre später in Deutschland in die Kinos und ist heute größtenteils auch eher unbekannt. CONSTANTIN bewarb den damals mit der ungeheuerlichen Schlagzeile "Connery sieht rot - Connery greift ein" - um mit diesem Etikettenschwindel wohl von dem Erfolg des damals angesagten "Ein Mann sieht rot" mit Charles Bronson zu profitieren.
Weiter weg kann man einfach kaum sein.
Denn das größtmögliche Wunder: der hier ist - bis auf den etwas konfus geschnittenen "Hoppla-Hopp"-Beginn in den ersten 10 Minuten, bei dem der Film irgendwie gar keinen Rhythmus findet - ein richtig richtig tollerl Thriller.
Etwa vergleichbar von der Qualität und der Doppelbödigkeit der Story mit dem Neunziger Flugzeugthriller "Einsame Entscheidung" mit Kurt Russell.
Hier wie da erlaubt sich der Film wahrlich nur zu Beginn und im Finale actionbetont auftrumpfen zu müssen/zu wollen.
Dazwischen herrscht eine unerbittlich anziehende Spannungsschraube, die hier noch um einiges realer wirkt, als in "Einsame Entscheidung".
Und ein junger Ian McShane (soweit man bei dem großartigen Charakterkopf aus "Deadwood" oder "Death Race" von "jung" reden kann

) gibt einen vortrefflichen Gegenspieler für Connery ab. Das hat durchaus was von der Liga a la Alan Rickman in "Stirb langsam"!
Und sowohl in "Die Uhr läuft ab" wie auch "Einsame Entscheidung" durfte Komponist Jerry Goldsmith das Geschehen akustisch spannungsgeladen aufpeppen.
Eine tolle Ausgrabung, fürwahr!
Und wenn ihr Euch nach Sichtung der Scheibe aus dem Hause "Kinowelt" fragt, wo denn in dem ganzen Film der erste "Dumbledoore"-Darsteller Richard Harris steckt, der auf dem Cover so groß neben Connery erwähnt wird: nirgendwo! Die Koryphäen der Covergestaltung haben schlichtweg die Schauspieler Robert Harris (der spielt den Botschafter) mit Richard Harris verwechselt! .-)
Macht aber fast gar nix - so bekomm ich die Überleitung zu einem großartigen britischen Thriller über die Geiselnahme eines Kreuzfahrtschiffes hin: "18 Stunden bis zur Ewigkeit". Da drin spielt Richard Harris den Bombenentschärfer der sich auf hoher See mit dem Feuerwerk auseinandersetzen muß, das hier die Passagiere bedroht. Und Anthony Hopkins und Omar Sharif sind auch noch dabei!
