Nachdem Mark G. mich auf diesen unterhaltsamen Faden hingewiesen hat und ich inzwischen auch die 5. Staffel beendet habe, möchte ich auch noch meinen Senf dazugeben, obwohl ich in vielen Dingen mit Mattis und Agent K. übereinstimme.
Mir hat die erste Staffel - abgesehen vom Piloten - nur wenig gefallen. Vermutlich wäre ich sogar ausgestiegen, hätte Mark G. mich nicht überredet, der Show eine zweite Chance zu geben, und tatsächlich wurde es im nächsten Jahr etwas besser. Zwei Dinge haben mich jedoch massiv genervt: die dramatischen Elemente, die vor allem aus einer platten Psychologisierung der Figuren inklusiver endloser Befindlichkeitsdebatten bestanden, und die Formelhaftigkeit der Action, die in nahezu jeder Folge einen Zombieangriff am Anfang und einen in den letzten fünf Minuten beinhaltete - man konnte die Uhr danach stellen. Hier und da gab es durchaus gelungene Charakterentwicklungen, z. B. Carols Metamorphose vom Opfer häuslicher Gewalt zur wehrhaften Heroine, die aber dann in späteren Staffeln überdreht wurde. Inzwischen ist sie ja eher eine Psychopathin. Deshalb gefiel mir die dritte Staffel auch am besten, weil zugunsten der Action die Figurenentwicklung weitgehend zurückgestellt wurde. Die meisten Folgen waren temporeich, hier und da überraschend, zugegeben inhaltlich bisweilen plakativ, aber vor allem unterhaltsam.
In der vierten Staffel ging es dann jedoch qualitativ massiv bergab, so dass ich wieder aussteigen wollte. Die Idee, die Gruppe zu trennen, war an sich ja nicht schlecht, aber wo
Game of Thrones mit häufig wechselnden Perspektiven und dramaturgischer Zuspitzung arbeitet, hatte WD nur viel zu lange, meist spannungsarme Sequenzen zu bieten, in denen wieder viel zu viel Küchenpsychologie betrieben wurde. Keine Frage, hier und da gab es gute Momente, aber insgesamt war es eine Enttäuschung.
Die fünfte Staffel war wieder ein wenig unterhaltsamer, allerdings erst in der zweiten Hälfte, und das Finale war durchweg spannend. Inhaltlich gibt es eine Menge zu bemängeln, keine Frage. Das Auftauchen so vieler Psychopathen ist in der Tat etwas ermüdend, andererseits befinden wir uns in den Südstaaten
Und es ist natürlich auch ärgerlich, wenn die Helden in absolut ausweglose Situationen geraten und dennoch heil herauskommen, während andere von den ultra langsamen Zombies ganz plötzlich überrascht werden. Seltsamerweise stört mich das nicht so sehr - vielleicht weil mir die Serie nicht so wichtig ist.
Und was die Zombiefizierung betrifft,
ich finde die Idee, dass alle Lebenden bereits infiziert sind, ziemlich bestrickend und beängstigend. Außerdem wurde ein zufälliger, natürlicher Tod, der zur Bedrohung für die Gruppe wird, auch schon gekonnt eingesetzt. Erklären würde ich es so, dass zwar alle infiziert sind, die Zombiefizierung allerdings erst nach dem Tod einsetzt. Dass ein Biss durch einen echten Zombie tödlich endet, mag vielleicht daran liegen, dass man eine Überdosis des Virus erhält (weshalb eine Amputation der gebissenen Gliedmaße helfen kann) oder am Leichengift verstirbt - aber Agent K. hat Recht, wirklich sauber durchdacht ist es nicht.
Das führt mich zu einer weiteren Überlegung: Seit der Apokalypse müssen gut zwei Jahre vergangen sein (was man ungefähr am Alter von Ricks Tochter errechnen kann), warum hat sich das Zombieproblem nicht längst weitgehend erledigt? Bei den Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit, gerade in den Südstaaten, müssten die meisten Körper doch inzwischen verwest sein. Ihr Haltbarkeitsdatum haben sie jedenfalls schon lange überschritten, und man sieht es ja auch immer wieder, wenn einige Beißer dran glauben müssen: Sie sind überreif...
Nach dem Finale der fünften Staffel werde ich wohl im nächsten Jahr wieder mit dabei sein. Wie gesagt, die zweite Hälfte war ein wenig unterhaltsamer, vor allem aber finde ich das Thema der Serie relativ interessant.
Spätestens seit der Auseinandersetzung mit dem Govenor stellt sich ja die Frage, ob "das Gute", sprich Humanismus, Moral und Zivilisation allgemein, überleben kann, und diese Frage wird zunehmend mit einem Nein beantwortet. Geradezu erschreckend fand ich in den letzten Folgen, dass Rick & Co. bereit waren, die Kontrolle über die Siedlung zu übernehmen, weil sie die alten Bewohner als zu verweichlicht empfanden. Teilweise wurde hier ja eine Kehrtwendung vollzogen, aber mit dem Auftauchen Morgans (der, nebenbei bemerkt und falls ich mich recht erinnere, eine höchst unwahrscheinliche Charakterentwicklung hinter sich hat oder zumindest eine gelungene Therapie) bekommt die Debatte wieder neue Nahrung. Schade nur, dass vieles zu plakativ erzählt wird.
Alles in allem ist es nicht meine Lieblingsserie, aber sie ist bisweilen ganz unterhaltsam, weshalb ich über manche Schwäche großzügig hinwegsehe und vieles schnell wieder vergesse. Neulich haben wir in
Z Nation reingesehen, einer weiteren Zombie-Serie, die das Genre um einige nette, neue Ideen (ich sage nur, Zombie-Stampede) bereichert hat, insgesamt allerdings sehr viel trashiger ist.