Von Gewinnern und Verlierern...

Neuigkeiten der Film- und Kinobranche, die nichts oder wenig mit Box Office zu tun haben
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Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von arni75 » Montag 12. Oktober 2015, 07:14

Danke für den wichtigen Gastbeitrag. Vermutlich ist das Thema für die schriftliche Auseinandersetzung zu komplex, aber es ist definitiv spannend. Wenn man Produzent durch Rechteinhaber ersetzt, stimme ich in vielen Punkten zu. Mir ist allerdings klar, dass dieses Thema schnell zu einem "Glaubenskrieg" führen wird...

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von arni75 » Mittwoch 14. Oktober 2015, 06:42

Den dritten Beitrag zugespitzt formuliert heißt dies doch, daß Produzenten ein noch größeres, wirtschaftliches Risiko eingehen müssen, was nicht durch Drittmittel abgefedert wird, um Kontrolle über den Content zu erlangen. Ich sehe darin aber eine große Gefahr. Nicht nur individuell, sondern sondern tatsächlich auch kulturell. Die oft gescholtene Vielfalt wäre dahin und gewonnen wäre nur, daß noch mehr Einheitsbrei aus Amerika im Kino läuft. So lange sich die Auswertungsformen, die im ersten und zweiten Gastbeitrag beschrieben werden, nicht effizient genug monetarisieren lassen, wird es ohne Förderung nicht gehen.

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Mark_G » Mittwoch 14. Oktober 2015, 10:40

Eine mögliche Folge ist natürlich auch, dass der Verleiher an sich überflüssig wird und die Kinos direkt beim Produzenten bestellen - oder die großen Kinoketten eigene Verleihe gründen...
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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Agent K » Mittwoch 14. Oktober 2015, 11:39

Dann wären wir aber auch nicht mehr weit davon entfernt, dass bestimmte Filme evtl. exklusiv (bzw. als "Erstaufführung") bei nur einer Kinokette laufen...

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Mark_G » Mittwoch 14. Oktober 2015, 11:51

Durchaus möglich - beim digitalen Content ist dies ja auch zum Teil der Fall...
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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von arni75 » Mittwoch 14. Oktober 2015, 12:04

Das wäre die Übertragung des Digitalmodells, wo 90% der Inhalte identisch sind und Unterscheidung/Abgrenzung nur noch über eigenen, exklusiven Content möglich ist. Das mag sich bei den Flatmodellen von Amazon/Netflix/HBO & Co. langfristig rechnen, aber bei Veranstaltungsorten wir Kinos? Konkurrenz gibt es ja nur in den Großstädten - wozu sollte ein Platzhirsch zusätzlichen Content anbieten?

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Mark_G » Mittwoch 14. Oktober 2015, 12:07

Um selbst bestimmen zu können, wie und wie lange ausgewertet wird...
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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Mark_G » Mittwoch 14. Oktober 2015, 12:09

PS: Dazu habe ich ja im Januar gebloggt: http://www.blog.insidekino.de/?p=2278
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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Agent K » Mittwoch 14. Oktober 2015, 12:30

Dann könnten die großen Majors aber auch wieder ihre eigenen Kinoketten etablieren, ähnlich wie Mineralölkonzerne ihre Tankstellen. Gab es ja zumindest in der US-Kinolandschaft auch schon. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und jede veranstaltet seine eigene Oscar-Verleihung (die ja definitionsgemäß sehr eng mit dem etablierten Begriff "Kino" verknüpft ist). Der Oscar als bester Disney-Hauptdarsteller geht an... und der Oscar als bester Universal-Hauptdarsteller geht an... und der Online-Oscar geht an...

Und wenn in diesem Wirtschaftskannibalismus dann nur noch der fetteste Fisch im Teich überlebt hat, dann plärren wieder die Kartellämter und Monopol-Wächter...

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von arni75 » Mittwoch 14. Oktober 2015, 14:25

Mark_G hat geschrieben:Um selbst bestimmen zu können, wie und wie lange ausgewertet wird...
Und wo wäre da der Unterschied zum aktuellen status quo?

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Mark_G » Mittwoch 14. Oktober 2015, 14:37

arni75 hat geschrieben:
Mark_G hat geschrieben:Um selbst bestimmen zu können, wie und wie lange ausgewertet wird...
Und wo wäre da der Unterschied zum aktuellen status quo?
Wenn Filme in Zukunft gleichzeitig online und im Kino sein werden, dann können Kino-eigene Produktionen den Online-Start selbst bestimmen...
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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Agent K » Mittwoch 14. Oktober 2015, 16:06

Mir ist das irgendwie zu komplex um es verstehen zu können. Für mich besteht - ähnlich wie bei einer Milchschnitte - auch das Filmgeschäft aus dem klassischen 3-Schichten-Modell. Wir haben einen Produzenten, und dazu darf sich grundsätzlich jeder berufen fühlen, der genügend Kreativität und Kohle aufbringt, um ein Produkt zu realisieren. Und wir haben den Konsumenten, dem das Produkt schmecken muss, damit er auch Geld dafür ausgibt. Und Film ist kein Grundnahrungsmittel, das auf jeden Fall gekauft wird. Und schließlich sind zwischen diesen Beiden noch die Vertriebswege, die das Produkt für den Kunden möglichst einfach erreichbar machen.
Bei einem guten Produkt ist der Vertriebsweg praktisch egal, denn der Konsument bemüht sich selbst um dessen Erreichbarkeit, ein weniger gutes oder unbekanntes Produkt muss erst durch Werbung und Präsenz auf diversen Vertriebswegen auf sich aufmerksam machen, und ein mieses Produkt wird auch dann nicht gekauft werden, wenn es durch Allgegenwart nervt...


Produzenten:

Auf die Diskussion, wer nun mehr Ahnung/Erfahrung hat, um ein träges und verwöhntes Publikum gewinnbringend ins Kino zu locken, will ich mich nicht einlassen. Aber es handelt sich auf jeden Fall um Risikokapital, und ein "Gewinn" ist im Kontext von Zeitgeist, Sehgewohnheiten, Mode, oder einfach nur Glück, nicht garantiert. Ähnlich wie bei Aktien gilt es also auch für einen Filmproduzenten sein "Filmportfolio" derart zu diversifizieren, dass die Einnahmen der Hits die Ausgaben der Flops zumindest decken. Und dazu bedarf es entweder finanzieller Rücklagen, risikofreudiger Anleger, oder eben Fördergelder...
Und ich hab so meine Zweifel, dass z.B. eine Kinokette, die jetzt schon um den Stundenlohn ihrer Mitarbeiter oder um den 3D-Zuschlag mit den Verleihern feilschen muss, dieses "Polster" mitbringt. Da kann ein Film-Flop dann auch gleich die Insolvenz der Kette nach sich ziehen...


Vertriebswege:

Ich muss zugeben, dass die Masseträgheit meines Hinterns mich inzwischen auch schon aufgeschlossener zu DVD/BD, oder Amazon, Netflix & Co. gemacht hat. Ist schon eine feine Sache, wenn man neben den üblichen TV-Kanälen, auch noch im Angebot diverser VoD-Anbieter wählen kann, ohne das gemütliche Wohnzimmer zu verlassen...
Das Alleinstellungsmerkmal des "Vertriebsweges Kino" liegt für mich aber immer noch darin, dass dieses "Nadelöhr" als Stimmungs- und Erfolgsbarometer den "Wert" eines Produktes auf ALLEN Vertriebswegen maßgeblich prägt bzw. definiert. Und man kann dabei zusätzlich zur Werbewirksamkeit sogar noch ordentliche Gewinne realisieren! Sollte dieses Kino in der über Dekaden etablierten Form (inklusive Preisverleihungen und B.O.-Beobachtungen) mehr oder weniger wegfallen, dann wird das für ALLE Vertriebswege Konsequenzen haben, und das kann dann auch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Auch bei Netflix & Co. erfolgt meine persönliche "Wertschätzung" immer noch über den Erfolg der Filme im Kino. Fällt das weg, dann ist es nur noch das mittlerweile gewohnte "Trial & Error" wie bei deren Serien, seinen es nun Fremd- oder Eigenproduktionen. Wenn es einmal so weit ist, dass "Kinofilme" (darf man die dann überhaupt noch so nennen?) gleichzeitig in Kino, DVD/BD, und TV/VOD erscheinen, dann werden auch Oscar-Verleihungen, Box-Office-Chronisten, und damit auch InsideKino zu den "Verlierern" zählen...


Kinobesucher:

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Taipan » Samstag 17. Oktober 2015, 11:12

Ich glaube auch nicht, dass das Kino zu den Verlierern des VoD Marktes gehört. Die liegen woanders. Zum einen in den physischen Datenträgern (BD/DVD) und damit beim Einzelhandel und zum anderen bei den "normalen" TV-Sendern.

Ich persönlich habe das BD Kaufen praktisch eingestellt und bemerke auch in meinem privaten Umfeld, dass es bei allen weniger wird. Videotheken sind sowieso vom Aussterben bedroht und ich prognostiziere, dass es in spätestens fünf - zehen Jahren nur noch "Liebhaber/Sammler-Shops" für CDs, DVDs, und Blue Rays geben wird. Auf dem Konsumentenmarkt gibts -sobald jeder einen Smart TV und nen Amazon Stick (Chromcast, blabla etc.) hat- einfach keinen Grund mehr sich eine Scheibe ins Regal zu stellen solange man kein Sammler ist. Klar ist das für Media Markt, Saturn und DVD Presswerke doof, aber das ist eben Pech.

TV Sender werden sich ebenfalls umstellen müssen. Zumindest was Filme angeht. Der Pro Sieben Blockbuster am Sonntag wird genauso verschwinden, wie das ZDF Montagskino. Übrig bleiben dann nur Sportübertragungen, GZSZ, Talk Shows und Exklusiv. Wirkliche Verlierer werden in diesem Bereich aber auch nur die Sender sein, die sich dämlich beim Aufbau ihrer Mediatheken anstellen.

Aber Kino? Ne da wird sich nichts ändern. Erstmal glaube ich nicht, dass amazon und co. Konkurrenzfähige Über-Blockbuster kreieren werden (sonst würde HBO das ja schon seit zehn Jahren machen) und selbst wenn..... Homevideomarkt Hin oder Her, ein Budget von 200 Mio. plus Marketing lässt sich auf absehbare Zeit nicht ohne eine zeitlich exklusive Kinoauswertung realisieren. Es sei denn man setzt alles auf eine Zahl. Dafür gibt es aber überhaupt keinen Grund.

Die Studios terminieren ihre Tentpoles bereits fünf Jahre im Voraus. Bis dahin wird also überhaupt NICHTS passieren in der Kinolandschaft. Sollten wir irgendwann merken, dass der am weitesten in der Zukunft terminierte Film Ende nächsten Jahres startet, dann können wir die Diskussion weiterführen. Das wird aber in den nächsten 20 Jahren nicht der Fall sein und dann gibt es eh das Holodeck und alles ist anders.

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Re: Von Gewinnern und Verlierern...

Beitrag von Agent K » Samstag 17. Oktober 2015, 11:35

Taipan hat geschrieben:...und zum anderen bei den "normalen" TV-Sendern...
Sehe ich genau so. Und um so ärgerlicher wird die GEZ bzw. "Medien-Steuer"... :)

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